Beim
Stöbern durch uralte CW-Artikel, die die drei Buchstaben "APL" in dieser Reihenfolge beinhalten, habe ich einen
Lobgesang von IBM auf APL gefunden - aus dem Jahre 1980. Das passiert denen heute bestimmt nicht mehr. Hier die Höhepunkte:
"Das heutige IBM-Angebot setzt die Kendallsche Tradition (erheblich erweitert) fort; APL - A Programming Language - ist immer dabei."
Das waren noch Zeiten! Good old Big Blue.
"Das allgegenwärtige APL, einsetzbar auf /370-, 43XX- und 303X-Systemen, offeriert IBM als "klare Sprache"; denn "die Integration aller Benutzer innerhalb eines Unternehmens erfordert" eben eine solche."
In Sachen "klare Sprache" in Sinne von klarer, mathematischer Struktur bin ich da ganz auf Seiten der IBM von 1980. Für die IBM der Gegenwart ist Java die "klare Sprache". Welch ein Fortschritt: Tausende Programmierer, die Tonnen von buggy Spagetti-Code produzieren. Klar ist hier nur, dass diese Codemassen jeden Fortschritt in der Hardware kompensierten.
Meine alten APL-Funktionen performen inzwischen fast so schnell wie das Licht. Hier kann ich Ernte der Realisierung des "Moorschen Gesetzes" einfahren, nicht so bei Word und Konsorten (ich sollte hier DB2 explizit aus der Kritik heraus halten). APL ist kompakt, Java ist objektorientiert, C ist weder das eine noch da andere.
Weiter im Text mit Staunen:
"IBM spielt damit auf die sogenannte dritte Phase innerbetrieblicher DV-Entwicklung an, deren Hauptmerkmale Anwendungsstau, Budgetknappheit und Verständigungsschwierigkeiten zwischen der EDV und den Fachabteilungen sind. Hier sieht IBM für seine APL-Produkte einen Markt."
Hat gesehen, dann war AS der Heilsbringer. AS ist tot, APL wird 40. Die Probleme sind die gleichen.
"Mit seiner weiterentwickelten APL-Strategie zielt IBM darauf ab, sich die allgemein anerkannten Eigenschaften dieser universellen Programmiersprache zunutze zu machen: einfache Problembeschreibung, kurze Entwicklungs- und Testzeiten, großer Vorrat an fertigen Programmen.
Das sollte man sich auf der Zunge zergehen lassen, so gut ist das. Nur mit dem "großen Vorrat an fertigen Programmen" war es nicht weit her, nichts im Vergleich zu Java. Der Rest war und ist heute noch goldrichtig.
"Einerseits sollen Endbenutzer dadurch in die Lage versetzt ,werden, an (ihren eigenen) Software-Entwicklungen kompetent und verantwortlich mitzuwirken; andererseits soll, da ein derart neues internes Informationssystem immer auch eine Managementaufgabe ist, APL den Betriebslenkern diese neue Anforderung erleichtern."
Na ja, große Pläne, blauäugig vorgetragen. Später, noch in den 80ern, begann IBM damit, APL bzw. APL2 wie eine heiße Kartoffel fallen zu lassen. Ich erinnere mich da noch an die Aussagen der IBM Vertriebler von wegen "APL ist tot", AS sei die Lösung aller Probleme.
AS ist tot und APL wird 40. Dies erfüllt mich mit einer gewissen Befriedigung.